Mit Freunden machte ich mich im Februar auf nach Agadir, Marokko, um dort eine Woche lang Straßenhunde und die Arbeit von Tierschutzorganisationen fotografisch zu begleiten. Viele Bilder sind entstanden. Geschichten dazu soll es auch geben. Warnung: Hier werden auch unschöne Bilder zu sehen sein. Es gibt aber auch Hoffnung und schöne Bilder. Bleibt dran.

Für die Fotografieinteressierten vorneweg: Alle Bilder wurden mit einer Fujifilm X-T1 und einer Fujifilm X-M1 geschossen. Objektive: Fujinon XF 50-140 f2.8 R LM OIS MR, Fujinon XF 35 f2, Fujinon XF 18 f1.4.

In Agadir stehen wirklich an jeder Ecke Straßenhunde. Ich dachte, ich wäre ein wenig auf die Situation vorbereitet, aber dass es so viele sein würden, hätte ich nicht gedacht. Ein Fass ohne Boden für jeden Tierschützer.

Dieser hübsche Jungspund setzte sich ganz souverän hin, um mich zu beobachten:

Straßenhunde Agadir

Er schien schon ein älteres Semester zu sein:

Straßenhund Marokko

Sie waren zusammen unterwegs und viel damit beschäftigt, ihre Flöhe zu jagen.

Straßenhunde in Agadir

Abends kommen die Straßenhunde raus und suchen Futter.

Auffällig ist, dass es viele sehr junge Hunde sind. Alt wird man sicherlich nur schwer auf den Straßen Marokkos.

Junger Hund

Viele, gerade in den ländlicheren Gebieten, sind sehr scheu. An diesen kam ich nicht viel näher heran. Er entschloss sich, das Weite zu suchen:

Tierleid

Ich war gerade fertig damit, diese Hündin am Fischereihafen von Agadir zu fotografieren, als ein Mann vorbeikam und sie aus dem Weg trat. Er wollte mir wohl zeigen, was er von meinem Motiv hielt. Mein Protest interessierte ihn wenig.

Agadir

Sie strahlen trotz allen Elends eine beeindruckende Würde aus:

Würde

Straßenhund Marokko

Es wäre gänzlich unmöglich, alle herrenlose Tiere einzusammeln, um sie in Tierheimen aufzubewahren oder nach Europa zu vermitteln.

Kastrierte Hündin

Dieser Kerl sonnte sich gelassen auf dem Parkplatz vor der Kasbah auf den Hügeln von Agadir. Er schien mit sich und der Welt noch ganz im Reinen zu sein.

Welpe Agadir

Es ist erschütternd zu sehen, wie viele Welpen es da draußen gibt.

Welpe Straßenhund

Diese Hunde sind bereits in einer Auffangstation, da sie zum Teil als Welpen einer toten Mutter gefunden wurden. Welpen, die man erst einmal von der Straße geholt hat, kann man später nicht mehr auf die Straße entlassen, denn sie lernen nicht das, was ein Straßenhund lernen muss, um irgendwie zu überleben.

Auffangstation Hunde Anhänglicher ehemaliger Straßenhund Spielende Junghunde

Dieser Hund zeigte sich extrem menschenbezogen und unterwürfig. Für ihn wäre eine eigene Familie so wichtig:

Ehemaliger Straßenhund Marokko

Mensch - Hund

Mich fasziniert immer wieder wie anpassungsfähig Hunde sein können. Viele, die Schlimmes erlebt haben, fassen bei liebevollem Umgang doch wieder Vertrauen zu Menschen.

Vertrauen

In Sicherheit aber längst noch nicht angekommen:

In Sicherheit

Und dieser Hund wurde als Welpe von Marokkanern gerettet, die dazu kamen, als jemand mit Steinen auf einen mit Leben gefüllten Sack eindrosch. Im Sack befand sich der ganze Wurf. Einige überlebten dank des Einschreitens der Menschen. Aber ihm sah man ganz deutlich sein Trauma an:

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Es muss oberste Priorität sein, die Situation vor Ort zu verbessern. Das muss durch Kastrationen geschehen und ein Ändern des Bewusstseins der Bevölkerung. Letzteres ist sicherlich das schwierigste und kann nur durch Menschen geschehen, die mit Bedacht und mit dem nötigen Wissen um die Gepflogenheiten und mit Einfühlungsvermögen agieren. Hier ist Michèle Augsburger genau die richtige. Sie gab uns eine Woche lang die Möglichkeit gab, Einblicke in ihre Arbeit und die Situation zu geben. In Marokko geboren kennt sie sich mit Land und Leuten aus.  Vielen Dank an dieser Stelle an sie und ihren Mann Jean-Pierre für ihre Gastfreundschaft und unermüdliche Hilfe.

Das Leben als Straßenhund ist zuweilen gar nicht unbedingt so verkehrt. Im marokkanischen Ort Taghazout sind wir Hunden begegnet, die gut genährt und sehr zutraulich waren. Sie werden von Touristen gefüttert, aber auch in den Restaurants toleriert. Das Restaurant, in dem wir waren, hatte extra eine Ecke mit Trockenfutter.

Dieser hübsche Kerl lag am Strand und schaute interessiert:

Straßenhund von Taghazout

Auch er hatte einen Kumpel bei sich. Die Ohrmarke weist den Hund als kastriert aus:

Kastrierter Hund Taghazout

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Jeden Monat werden allein in Agadir 250 Hunde von den Behörden vergiftet. Tierschützer versuchen die Behörden dazu zu bringen, mehr zu kastrieren und zu impfen und nicht mehr zu töten. Insbesondere das praktizierte Töten mit Strychnin ist besonders grausam.  Michèle Augsburger von der Association Le Coeur Sur La Patte in Agadir hat durchgesetzt, dass mit Ohrmarken als kastriert gekennzeichnete Hunde möglichst nicht getötet werden. Hier in Taghazout sieht man bereits Auswirkungen dieser Aktion. Viele der Hunde sind bereits kastriert. Sie leben verhältnismäßig entspannt unter den Menschen und werden gedulded. Einige der Hunde begleiteten uns friedlich und vergnügt. Sie waren in keiner Weise scheu.

So auch er:

Mittagspause

Er genehmigte sich dann auch ein Bad:

BAd

Auch diese Dame war mit von der Partie. Sie war noch nicht kastriert. In einer Spendenaktion haben wir Geld für die Kastration von Straßenhunden gesammelt. Sie ist eine von unseren Kandidaten, die durch diese Aktion kastriert werden soll. So kann sie, ohne Nachwuchs zu zeugen, weiter hoffentlich so fröhlich wie bisher am Strand von Taghazout leben. Wer noch spenden möchte, kann das hier noch tun: Spendenaktion für die Kastration von Hunden in Marokko. Das Geld kommt gänzlich dieser Aktion zugute.

Blauer Himmel

Die Gang

Strandhunde

Dieses hübsche Exemplar lag friedlich neben einer Treppe:

The days are just packed

Sie war ebenfalls noch sehr jung, auch noch nicht kastriert. Auch sie würde sicher bald Welpen haben.

Hündin in Taghazout

Sie warteten vor einem Restaurant auf uns:

Warten vor einem Restaurant

Alle haben natürlich auch ihre eigenen „Haustiere“.

Zecke

Zu versuchen, der Flut an Hunden Herr zu werden, scheint wie ein Fass ohne Boden.

Welpe

Wir mussten selbst erleben, dass in Marokko die Kastration eines Rüden ein heikles Thema ist. Wir wollten einen Rüden kastrieren lassen, der auf einem Parkplatz in Agadir lebt. Jedoch hatte sich zwischenzeitlich einer der dort arbeitenden Menschen des Hundes angenommen. Er wollte von einer Kastration eines Rüden absolut nichts wissen.

Rüde

Da wir natürlich nicht über die Köpfe anderer entscheiden, hatte sich das Thema damit erledigt. Dieser Hund jedoch wird weiterhin tagsüber wohl auch auf der Straße unterwegs sein und läuft daher Gefahr, getötet zu werden.

Er ist nun Teil eines kleinen Rudels, das auf diesem Parkplatz lebt. Meine Freunde, Uwe und Kristina, hatten letztes Jahr veranlasst, dass vier der Hündinnen  kastriert werden. Sie werden von den Parkwächtern gefüttert. Da man nicht für alle Hunde ein Zuhause finden kann, ist dies eine Option, die zumindest ein wenig die Not lindert.

Parkplatzhund

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Andere Hunde haben sehr viel weniger Glück.

Dieser Hund am Strand ist bereits stark gezeichnet durch die Mittelmeerkrankheit Leishmaniose. Bei einem so fortgeschrittenen Stadium kann man den Hund eigentlich nur noch erlösen. Auch eine solche Aufgabe übernehmen Tierschützer, wenn sie die Ressourcen dazu haben.

Leishmaniose

Wir fanden ihn am Strand zusammen mit dieser hübschen Maus:

Tötung von Straßenhunden

Zwei Tage später mussten wir erfahren, dass diese weiße Hündin den Tag zuvor vergiftet wurde.

Mach’s gut, Hübsche. Es tut mir leid.

Vergiftungen von Straßenhunden

Ein Anblick, der nur schwer zu ertragen ist. Ein schwer verletzter Hund mit offenem Bruch, der sich trotz der Verletzung nicht einfangen ließ:

Verletzter Hund

Mein großer Respekt geht an die Menschen, die versuchen, dem Elend ein kleines bisschen Herr zu werden. Michèle Augsburger von Association Le Coeur Sur La Patte betreibt in Agadir mit Hilfe der Tierhilfe Marokko und der Stiftung Tierbotschafter eine Auffangstation für Hunde, die nicht auf die Straße entlassen werden können und ein Zuhause in Europa suchen. Vermittlungen innerhalb von Marokko sind so gut wie aussichtslos. Das Ehepaar Augsburger hat aus ihrem privaten Anwesen ein Paradies für Hunde geschaffen. Trotz der unglaublichen Zahl von 60 Hunden und 100 Katzen schaffen es drei marokkanische Angestellte, das Gelände in Schuss zu halten. Mehr als das. Ich war sehr beeindruckt von der Harmonie und dem wunderschönen Ambiente. Es ist sauber und idyllisch. Die Hunde und Katzen sind hier zwischen Orangenbäumen und blühenden Bougainvillea in Sicherheit, faulenzen in der Sonne oder im Schatten, leben friedlich nebeneinander. Es könnte fürwahr ein Paradies sein, wenn es denn nicht auch eine so erhebliche Verantwortung, Anstrengung und Belastung (zeitlich, geldlich, körperlich, mental) für die Menschen bedeuten würde. Touristen wollen Gutes tun und bringen Michèle Hunde vorbei, die sie gefunden haben. Das ist gut gemeint, aber es werden die Grenzen des Belastbaren erreicht.

Hier ein paar Eindrücke von der wunderschönen Farm von Michèle und Jean-Pierre:

Association Le coeur sur la patte - Agadir/Maroc Association Le coeur sur la patte - Agadir/Maroc Association Le coeur sur la patte - Agadir/Maroc

Tierhilfe Marokko Tierhilfe Marokko Tierhilfe Marokko Tierhilfe Marokko Tierhilfe Marokko

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Und hier sind einige der Hunde, die derzeit reisefertig sind, d.h. sie sind geimpft und entwurmt und verfügen über alle notwendigen Dokumente für die Ausreise. Sie werden über die Tierhilfe Marokko vermittelt. Weitere Hunde und Bilder findet man auf der Website der Tierhilfe Marokko.

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Und noch einmal. Wer helfen möchte, hier die Links zu den genannten Tierschutzvereinen:

Tierhilfe Marokko

Stiftung Tierbotschafter