Acht Rettungshundestaffeln gibt es beim Deutschen Roten Kreuz in Niedersachsen. Eine davon, die Staffel des DRK Peine, durfte ich für meine Fotoserie „Hunde im Ehrenamt“ bei einer ihrer wöchentlichen Übungen begleiten.

Hunde besitzen eine unersetzbare Fähigkeit, selbst verschüttete Personen unter widrigsten Umständen aufzuspüren. Keine Technik der Welt kommt dabei an die Präzision der Hundenase heran. Die Rettungshundestaffeln leisten unersetzliche Arbeit in Krisengebieten, bei Katastrophen oder der Suche nach vermissten Personen.

Die Begeisterung der Hunde für ihre Aufgabe mag dazu verleiten, es als spielerische Beschäftigung für den Vierbeiner anzusehen, aber es ist mehr als nur ein Hobby. Die Mensch-Hund-Gespanne der Rettungshundestaffeln trainieren mindestens zweimal wöchentlich intensiv, denn im Ernstfall geht es um Leben und Tod. Dann sind die eingespielten Teams auf der Suche nach vermissten alten, kranken oder selbstmordgefährdeten Personen oder nach Kindern.

Ein qualifiziertes Rettungsteam aus Mensch und Hund wird, wer nach einer durchschnittlich dreijährigen Ausbildung mehrere schwierige Prüfungen durchlaufen und bestanden hat. Die Durchfallrate liegt bei 50%. Viele Mensch-Hund-Gespanne geben vorher auf, denn es ist nicht nur eine zeitaufwändige Beschäftigung, sondern es sind auch absolute Disziplin, Genauigkeit und Einsatz erforderlich. Die Prüfung muss alle 24 Monate wiederholt werden, Zeit zum Ausruhen gibt es nicht. Es ist eine verantwortungsvolle, aber wichtige Aufgabe, der man sich stellt.

Wir treffen uns in einem Waldgebiet bei Hildesheim. Die Genehmigung, hier Übungen durchzuführen, wurde vorher eingeholt. Das große Fahrzeug und die leuchtrote Bekleidung der Menschen mitten im Wald fallen auf. Insgesamt besteht die Rettungshundestaffel des DRK Peine aus 12 Menschen mit ihren Hunden. Trainiert wird bei jedem Wetter, denn im Ernstfall kann man sich dieses auch nicht aussuchen. Gerade im Winter ist ein schnelles Auffinden der vermissten Person entscheidend.
Die Laune ist jedoch gut. Man ist ein Team aus Freunden. Für das leibliche Wohl wurde gesorgt. Es gibt Kaffee und Muffins, denn bei allem Ernst der Aufgabe wird Gemeinsinn groß geschrieben.

Der Hund ist Teil der Familie und dementsprechend eng ist die Bindung. Die gemeinsame Beschäftigung ist nicht nur eine ehrenwerte Aufgabe, sondern auch bindungsfördernd und auslastend.

Die meisten Hunde werden in der sogenannten Flächensuche eingesetzt. Dazu wird ein Suchgebiet pro Team zugewiesen. Im Ernstfall ist ein größeres Gebiet, in dem der Vermisste vermutet wird, in kleinere Stücke unterteilt und akribisch abgesucht. Nach Prüfung der Windrichtung wird festgelegt, in welche Richtung dieses Gebiet in Angriff genommen wird.

Die Hunde haben ein Glöckchen am Geschirr, das durch den Wald schallt, solange der Hund in Bewegung ist. So weiß der Mensch, wo lang er muss, um dem Hund zu folgen. Das Geschirr, auch Kenndecke genannt, weist den Hund als Rettungshund aus, sodass er vor Jagdfeuer geschützt ist.

Sobald die Kenndecke angelegt ist, sind die Hunde im „Arbeitsmodus“:

Die Teammitglieder verstecken sich nacheinander im Wald. Es werden die unterschiedlichsten Situationen nachgestellt.

Die Hunde sind ganz bei der Sache und achten auf jede Anweisung ihrer Menschen.

Der Hund wird freigegeben und sucht selbständig das Gebiet ab.

Leicht gemacht wird es ihnen dabei nicht. Der Weg zum Vermissten führt über Stock und Stein und ins dichteste Unterholz. Aber je mehr Action, desto mehr Begeisterung scheinen die Hunde an den Tag zu legen. Wobei jedes Tier seine eigene Persönlichkeit hat. Da ist der konzentrierte Labradoodle Vegas oder der völlig außer Rand und Band scheinende Tschako, der jedoch auch mit seiner stürmischen Art zum Ziel kommt.

Jeder Hund kommt dran. Die Begeisterung für ihre Aufgabe ist ihnen anzusehen. Konzentriert sind sie bei der Sache.

Nach Auffinden des Gesuchten verbleibt der Hund bei diesem und gibt nun durch Bellen die Richtung an.

Tschako verleiht seiner Begeisterung für seinen Fund durch Hochspringen Ausdruck. Dabei bellt er, um seinen Menschen zu informieren. Die gefundene Person wird jedoch nicht berührt.

Pumkpin, ein schwarzer Labrador-Mischling, ist ein sogenannter „Bringsler“. Von der Leine entlassen und losgeschickt sucht er den Vermissten. Sobald er eine Person ausfindig gemacht hat, nimmt er ein am Halsband befestigtes Stück Strick, das Bringsel, ins Maul und macht sich umgehend wieder auf den Weg zu seiner Hundeführerin und Besitzerin. Diese springt er aus vollem Lauf auf Brusthöhe an. Der Strick im Maul und der Sprung zeigen eindeutig an, dass er fündig geworden ist.

Anschließend führt er seine Hundeführerin an der Leine zurück zum Vermissten.

Finley ist ein sportlicher Magyar-Vizsla-Mischling, der viel körperlichen Einsatz zeigt:

Die Belohnung ist natürlich wichtig. Diese ist ganz auf die Vorliebe des Hundes abgestimmt. Der verfressende Labrador mag sein Lieblingsleckerlie bevorzugen, während der Bewegungsenthusiast auch nach Dauerlauf durch den Wald begeistert über ein Zerrspiel ist.

Charly, ein 12 Jahre alter Labrador, der jahrelang beim DRK Leben gerettet hat, ist zwar nunmehr außer Dienst, aber bekommt bei jedem Training nochmal die Chance, sein Können zu beweisen. Er würde es nicht verstehen, würde er plötzlich alleine zuhause gelassen werden, während das jüngere Familienmitglied Arcon mit Herrchen zum Einsatz fährt. So spurtet Charly mit vollem Einsatz durch den Wald und bekommt seine Ehrenrunde. Dabei steht er in Präzision, Enthusiasmus und Konzentration seinen jüngeren Kollegen noch immer in nichts nach.

Im Ernstfall erfolgt nach Auffinden natürlich die Rettung des Gesuchten. Der Standort wird ermittelt und an die Einsatzleitung weitergegeben.

Es folgen die Erstversorgung und der Abtransport.

Ein aufregender und langer Tag geht zu Ende. Mensch und Tier sind müde – aber glücklich.

Auch wenn leider nicht jede Suche glücklich ausgeht, retten die Teams mehrere Male im Jahr Leben und ihre Arbeit ist ein wichtiger und oft entscheidender Teil von Rettungseinsätzen.

Die Rettungshundestaffeln in Deutschland suchen dringend engagierte ehrenamtliche Mensch-Hunde-Teams. Es ist gänzlich einerlei, ob der Hund einen Stammbaum hat, reinrassig ist oder ein ehemaliger Streuner. Der Hund sollte körperlich fit, sozialverträglich und angstfrei sein. Wer eine sinnbringende Beschäftigung für Mensch und Tier sucht, kann hier im Team Erfüllung finden.

Das Deutsche Rote Kreuz ist ein gemeinnütziger Verein, der sich aus Spenden finanziert.

Hier geht es zur Spendenseite des DRK.

Weitere Infos zur Rettungshundestaffel des DRK Peine:

Zur Website des DRK Peine.

Und hier noch ein paar Impressionen.

Ein Versuch eines Team-Bildes mit Charly und Arcon:

Babou ist ein Fährtenspürhund, der mit Hilfe seiner Nase eine Fährte absucht. Er bleibt dabei an der Leine:

Linus ist einer der Senioren im Team und ein sehr erfahrener Rettungshund:

Auf das Wohlbefinden der Tiere wird natürlich geachtet:

Die Einsatzleitung:

Hansen wird losgeschickt:

Hansen ist ein Labrador aus einer Arbeitslinie. Die Rettungsarbeit ist eine wunderbare Auslastung für diesen jungen, sportlichen Hund, der ganz bei der Sache ist:

Auch er erhält natürlich seine Belohnung:

Hansen und sein Mensch:

Vegas hatte seine Prüfung erst kürzlich bestanden:

Linus gibt Bescheid:

Zum Schluss ist natürlich auch immer nochmal Zeit für Albernheiten:

Mein großer Dank geht an die Menschen und Hunde, die weltweit ehrenamtlich im Einsatz für den Menschen sind.